In Deutschland, zumindest in Berlin haben wir eine Verwaltung, die gegen das Fahrradfahren zu sein scheint, unterstützt von einer Mehrheit der Wähler, die nicht wollen, dass Fahrräder mehr Platz beanspruchen, der zum Parken oder Fahren (von KFZs) genutzt werden könnte.
Wie sieht es in der Schweiz und in Österreich oder sogar in anderen Teilen Deutschlands aus? Bekommt ihr mehr Radwege oder sogar getrennte “Fahrradautobahnen” oder habt ihr das Gefühl, dass der Fortschritt sich verlangsamt?
Ich verstehe nicht, wie ein Land behaupten kann, dass es den Klimawandel bekämpft, aber nichts dagegen unternimmt…
Ich verfolge vergleichsweise stark die Münchner Lokalpolitik und da passiert schon etwas. Langsam, so wie immer in der Politik, aber es passiert. Besonders durch den Radentscheid München bestärkt scheinen die Beamten und Verkehrsplaner der Stadt Morgenluft zu wittern. Aus den gestreamten Projektpräsentationen weiß ich z.B., dass die Planer sogar holländische Planungskonzepte kennen und umzusetzen versuchen. Und der Radverkehr hat, trotz der langsamen Infrastrukurentwicklung, massiv zugenommen. Kinder mit dem Lastenrad zu fahren wird von vielen als realistische Alternative zum Auto gesehen.
Versteht mich nicht falsch, es ist immer noch eine massive Autostadt, die Kfz-Haltern viel zu viel durchgehen lässt (Hallo Gehwegparker!). Viele Autofahrer fahren, als müssten sich alle anderen ihnen unterordnen, weil sie in einem Auto sitzen. Und BMW bestimmt buchstäblich die Stadtplanung mit. Aber es werden immer wieder Straßen und Kreuzungen Fuß- und Fahrradfreundlicher umgebaut, Autospuren und Kfz-Stellplätze gestrichen. Viel Gutes ist aber auch durch absurd autozentrische Vorgaben der StVO sowie der Blockadehaltung der Entscheider im Bund (FDP) und im Land (CSU) rechtlich leider gar nicht möglich.
So fühlt es sich in Wien an.
Baum und Biber… äh nein Biber und Baum…auch nciht … äh Baum und Radfahrer! Radfahrer und Baum!
“Hättest ja ein MTB gekauft!”
Kommt massiv auf die Stadt drauf an, Zürich und Winterthur haben schon unterscheidliche Prioritäten.
Zürich ist etwas dürftig.
Kommt massiv auf die Stadt drauf an, Zürich und Winterthur haben schon unterscheidliche Prioritäten.
Wie meinst du das? Welche von den beiden ist
FahrradVelofreundlicher?Winterthur hat z.B. an amoeln getrennte Velospuren fürs abbiegen. Es scheinen bei der Planung mehr Gedanken an Velos gegangen zu sein.
Hier auf dem Land in der Schweiz folgen die markierten Velowege meistens Feldwege, oft auf Kies (ein Weg in der Nähe einer kleineren Stadt wurde speziell als Veloweg ausgebaut und geteert, aber dann kamen irgendwelche Naturschützer und beklagten, dass der geteerte Weg durch den Wald nicht gut für die Tiere seien, also wurde wieder Kies darüber geschüttet), oder kleine Dorfstrassen. Getrennte Velowege entlang von Strassen gibt es praktisch nicht, nur ab und zu gelb gestrichelte Streifen.
Zürich wird seit 1990 von Sozialdemokraten regiert und trotzdem ist die Veloinfrastruktur unter aller Sau. Sogar bei den neueren Vorzeigeprojekten wie der “Velovorzugsroute” zwischen Basler- und Stauffacherstrasse dürfen Autos immer noch mitfahren und es existiert immer noch keine physikalische Trennung zwischen Auto- und Veloverkehr.
Wieso “trotzdem”? Ich nehme die Sozialdemokratie nicht als Radverfechterin wahr, egal wo.
In Basel gibt es viele 30er Zonen ohne spezielle Fahrradinfrastruktur; an den meisten 50er Straßen hat es einen farblich markierten Radstreifen; einige Straßen (Feldberg, Gundeldinger) wurden auch von zwei Autospuren auf eine Auto- und eine Bus+Velospur umgebaut. Die meisten Einbahnstraßen dürfen von Velos auch in der Gegenrichtung befahren werden. Wirklich dedizierte Velowege gibts eigentlich nur am Rhein und der Wiese entlang.
Ich persönlich fühle mich in diesem Umfeld auf dem Rad durchaus sicher und komme schnell voran, auch wenn es meist keine “bauliche Trennung” zum Autoverkehr gibt, die einigen Leuten offenbar als Nonplusultra gilt. Ich finde es auf jeden Fall benutzbarer als die Radwege im benachbarten Südbaden, die auf dem Gehsteig verlaufen, öfter mal die Straßenseite wechseln, und hauptsächlich darauf ausgelegt zu sein scheinen, dass den Autofahrern keine Radfahrer ins Gehege kommen.
In der Schweiz scheint ‘vehicular cycling’ tatsächlich irgendwie zu funktionieren.
vehicular cycling
Joa, ich wusste lange Zeit nicht, dass das, was ich mache, offenbar einen speziellen Namen hat.
Hier im ländlichen Südbaden tut sich zwar etwas, aber langsam und oft etwas unüberlegt. Neue Radwege werden gebaut, aber manchmal sind diese etwas sinnlos und scheinbar nur da, um irgendwelchen Vorschriften zu entsprechen. Z.b. gibt es einige Stellen an denen rechts von einer Straße ein Radweg gebaut wurde, der aber nur 10m lang ist und von dem man dann mittels einer Verkehrsinsel auf den Radweg auf der anderen Straßenseite wechseln soll. Noch nie gesehen, dass ein Radfahrer das nutzt, da es deutlich einfacher ist, einfach von der Straße aus auf den Radweg links zu wechseln. Davon mal abgesehen gibt es aber zumindest zwischen den Orten meist einen von der Straße getrennten Radweg (der oft aber auch mit ein Wirtschaftsweg ist).
Schwachpunkt sind aber oft z.b. Autobahnbrücken, die meist keinen eigenen Radweg haben. Als Experiment wurden hier vor einem Jahr mal die Brücken “aufgeteilt”, sodass die Hälfte ein abgetrennter Radweg wurde und nur noch die andere Hälfte für Autos freigegeben war, die dann nur abwechselnd mit einer Ampel die Brücke überqueren konnten. Für Radfahrer war es nett, aber ihr könnt auch denken wie die Reaktion der Autofahrer ausfiel, also wurde das Projekt nach ein paar Monaten wieder eingestellt…
In den Orten selbst ist es deutlich schlechter, oft werden da nur Fahrradspuren am Rand der Straßen “gebaut”, die natürlich größtenteils sinnlos sind.